Tüftler, Denker, Techniker

Bereits in 5. Unternehmergeneration betreibt Ing. Bernhard Kaschütz das Familienunternehmen in Rohrbach an der Gölsen/NÖ. Anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums im heurigen Jahr trafen wir ihn zum Gespräch über seine Philosophie, seinen Erfindergeist und seine Liebe zum Detail.

Bernhard Kaschütz vor einem Anschauungs- und Testofen, an dem kürzlich eine Delegation aus Estland geschult wurde.

In den Betrieb eingestiegen ist Bernhard Kaschütz schon bald nach der HTL-Matura, wobei er sich bei jährlichen Ferialjobs im väterlichen Unternehmen ein breites Grundwissen über Gießerei-/Gusstechnik angeeignet hatte. Doch alles der Reihe nach:

Über 100 Jahre Erfahrung & Innovation

Das Fundament des Familienbetriebes wurde von Johann Kaschütz und seinen beiden Söhnen bereits im Jahr 1894 mit der Gründung einer Weicheisen- und Stahlgießerei gelegt. Auf ihrem Einsatz, Qualitätsanspruch und Forschungsgeist aufbauend, entwickelte sich das Unternehmen über einen Zeitraum von nunmehr 125 Jahren zu einem modernen und erfolgreichen Betrieb. Natürlich hat sich seit dieser „Gründerzeit“ speziell in technologischer, gestalterischer und verarbeitungstechnischer Hinsicht vieles geändert. Aber hinter jeder Arbeit und jedem Erfolg stehen immer Menschen, die von ihren Ideen überzeugt sind und diese auch mit aller Kraft und Konsequenz umsetzen. Einer von ihnen ist Johanns Ur-Urenkel Bernhard.

Gegenwart und Zukunft

Auf seine Initiative geht es zurück, dass heute Kooperationen mit mehr als 30 Gießereien, Schmiedebetrieben und Bearbeitungsfirmen weltweit bestehen. Zudem wurde ein zweites sehr wichtiges Standbein ausgebaut, und zwar die Kachelofen-Technik. 

Mit dem Thema Heizen hat man sich bei Kaschütz schon in der Zwischenkriegszeit beschäftigt. Damals wurden kleine Dauerbrandöfen erzeugt. Der erste Heizeinsatz für den Kachelofen, die bekannten Schilling Heizeinsätze, verließen ab 1950 das Werk. Und nach der Schließung des Gießereibetriebes 1990 kamen die Holzbrandheizeinsätze Eurotherm.

Besonders auf diesem Sektor konnte sich Bernhard Kaschütz‘s Erfindergeist und seine Liebe zur Perfektion entfalten. Der Tüftler und Technikspezialist ist mit Leib und Seele ein Verfechter des Speicherofens und findet dafür auch deutliche Worte: „Wir müssen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz nachhaltig umgehen, deshalb liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Grundofen und dem Kombiofen. Der Heizkamin zerstört, meiner Meinung nach, unser klassisches Handwerk. Jeder, der Heizkamine verbaut, denkt nicht nachhaltig – wir haben erst gar keine im Programm.“ 

Heft wieder in die Hand nehmen

In Sachen Holzheiz-Expertise haben sich die Hafner von den Installateuren das Heft aus der Hand nehmen lassen, meint Kaschütz: „Das ist damals so schnell gegangen und schon wurde der Kachelofen als Heizgerät kleingeredet. Davon, dass er ein ganzes Haus heizen kann, muss man die Kunden heute erst wieder mühsam überzeugen. Denn aktuell wird der Kachelofen vor allem als Luxusprodukt gesehen, das eigentlich keiner wirklich braucht.“ Aus diesem Grund sieht Kaschütz das Beratungsgespräch als wichtigsten Bestandteil des Verkaufsprozesses: „Die Kunden informieren sich im Internet und kommen mit einer fixen Vorstellung ins Geschäft. Oft begeistern sie sich für eine ‚Blechkiste‘ mit Riesenscheibe, die dann so heiß wird, dass man ihr bis auf vier Meter nicht nahekommen kann. Darüber aufzuklären und dabei die vielen Vorteile des guten alten Speicherofens zu vermitteln muss dem Hafner im Beratungsgespräch gelingen.“

Hier ist alles Handarbeit: Jedes Gussteil wird von einem Mitarbeiter händisch nachbearbeitet und kontrolliert.

Speicherofen in den Fokus

Oft will der Kunde, was er nicht braucht, meint Bernhard Kaschütz und ist überzeugt, dass sich mit der richtigen Beratung acht von zehn Kunden auf einen Speicherofen ‘umdrehen‘ lassen. Eine wichtige Voraussetzung ist und bleibt allerdings der Notkamin, da ist die Politik gefordert. Und auch seitens der Kunden/Bauherren wäre ein vorausschauendes Umdenken gefragt – oft kommt der Kachelofen zuletzt, ist zwar ein großer Wunsch, wurde aber nicht realistisch budgetiert, oder es fehlt dann der Kamin. Es ist zu hoffen, so Kaschütz, dass sich hier künftig etwas ändert: „Hier geht es nicht um Luxus und Feuerschauen, sondern um das große Thema Heizen und Speichern. Das wird auch unsere Branche als wichtiger Teil von Ressourcen schonendem gesamtheitlichem Bauen in den nächsten Jahren beschäftigen.“

Die Kaschütz GmbH in Rohrbach an der Gölsen/NÖ beschäftigt 20 Mitarbeiter, alle mit Familie, und leistet so einen wichtigen Beitrag zum heimischen Standorterhalt. Warum also beim Einkauf in die Ferne schweifen, wenn österreichische Produkte in Premiumqualität zur Verfügung stehen? 

Fotos: Redaktion

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