Immer heißt es, dass es auf die „Inneren Werte“ ankommt – bei Menschen wie bei Dingen. Aber so wie „Kleider Leute machen“, spielt das Äußere eben auch bei Öfen eine Rolle. Letzteres wird häufig durch die Materialien bestimmt, von denen es jede Menge verschiedene gibt. Eine Aufforderung zum Experimentieren …
Das klassische Kachelofenmaterial ist … natürlich die Kachel. Aus Keramik. Diese hatte vor einigen Jahren noch einen schwierigen Stand. Nüchterne, ja manchmal steril wirkende glatte Putzöfen und -kamine waren nicht nur auf den ersten Blick günstiger, sie schienen oft auch besser mit einem „aufgeräumten“, klaren Einrichtungsstil zu harmonieren, wie er in zahlreichen Interieur-Magazinen vorgeführt wurde.
In der Folge gingen sogar mehrere Keramikunternehmen bankrott oder wurden aufgekauft, wobei manchmal nur der Name erhalten blieb. Mittlerweile scheint sich die Situation aus mehreren Gründen wieder gefangen zu haben, einerseits, weil die verbliebenen Keramik-Unternehmen sehr engagiert ihre Hausaufgaben gemacht und wirklich innovative neue Texturen, Glasuren und Formate geschaffen haben, die aktuelle Einrichtungs- und Architekturtrends rezipieren, andererseits aber auch, weil Sie, liebe Hafner, offensichtlich auch wieder häufiger Keramik an Ihren Öfen verwenden und drittens, weil wohl auch die Auftraggeber von Feuerstätten (wieder) offener für die besonderen funktionalen wie haptischen und optischen Qualitäten dieses idealen Hüllenmaterials sind.
Viele Materialien lassen sich auch gut mit Keramik kombinieren, beispielsweise (Edel-)Stahl oder eben Putzflächen, wobei hier immer wieder darauf hingewiesen werden muss, dass diese verschmutzen und stoßempfindlich sind, weshalb sie turnusmäßig neu gestrichen werden müssen. Natürlich spielt auch der Preis eine Rolle: Putzflächen sind eben zunächst kostengünstiger zu erstellen. Auf Dauer ist das allerdings nur die halbe Wahrheit, denn die anfallenden Renovierungskosten können den Preis eines Putzofens langfristig in die Höhe treiben.
Bei vielen Materialkombinationen ist ein abweichendes Wärmeausdehnungsverhalten zu berücksichtigen, das an den Übergängen (zu Beispiel von Putz zu keramischen Oberflächen) aufgrund thermischer Spannungen zu Rissbildung führen kann. Sind die Oberflächentemperaturen im Betrieb des Ofens nicht zu hoch, kann der den Heizeinsatz umgebende Bereich sogar tapeziert oder gestrichen werden.
Letztlich geht es darum, die Vielfalt des Materialspektrums, das beim Ofenbau zum Einsatz kommen kann, geschickt zu nutzen, zumal von den Herstellern auch immer wieder neue Oberflächen entwickelt werden, die aktuellen Geschmacks- und Einrichtungstrends entsprechen – vorgerosteter Cortenstahl zum Beispiel. Stahl oder Gussoberflächen bieten darüber hinaus die Möglichkeit, auf chemische Ofenlacke ganz zu verzichten und auch Natursteinoberflächen kommen in der Regel mit einer rein mechanischen Bearbeitung aus. Selbst wenn die paar hundert Gramm Lack auf jedem Ofen nicht unbedingt ein ausschlaggebendes Kaufkriterium sein sollten, verbessert der gänzliche Verzicht darauf die Ökobilanz doch ein wenig. Welches Material in welcher Situation die beste Wirkung erzielt, erfordert vom Hafner gestalterisches Fingerspitzengefühl und manchmal auch etwas offensive Beratungsarbeit beim Auftraggeber. Am Ende entscheidet ja doch immer der Kunde, was ihm gefällt. Sie als Hafner können ihm jedoch Anregungen geben – mal für das eine, mal für das andere Oberflächenmaterial. Neun verschiedene Materialien und Materialkombinationen haben wir nachfolgend beispielhaft aufgeführt. Und damit sind die Möglichkeiten noch nicht erschöpft.
Die Materialien im Detail
Keramik:
Einem Hafner die Vorzüge von Keramik im Ofenbau erklären zu wollen, ist natürlich wie das sprichwörtliche „Eulen nach Athen tragen“. Trotzdem hier noch mal einige der wichtigsten Argumente dafür: Keramik ist aus gutem Grund seit Jahrhunderten ein traditioneller Baustoff, der auch die Jahrhunderte überdauern kann – historische Kachelöfen aus dem Rokoko und noch davor zeugen davon. Der Variantenreichtum hat hier in den letzten Jahren immens zugenommen. Somit ist der traditionelle Schüsselkachelofen ebenso gut darstellbar wie ein Kachelofen im sachlichen Bauhaus-Stil. Unterschiedliche Glasuren ermöglichen das freie Spiel mit Farben und Texturen. Auch Mixturen sind möglich. In der Formgebung ist man bei Keramik sowieso ungebunden. Das Material ist nicht nur dauerhaft, sondern auch pflegeleicht. Es hat immer eine lebendige, warme Ausstrahlung und Haptik.
Lehm / Putz:
Lehm ist ebenfalls ein sehr alter Hafner-Baustoff. Er hat faszinierende raumklimatische Eigenschaften – unter anderem wirkt er feuchteregulierend und weist eine hervorragende Wärmespeicherfähigkeit auf. Lehm ist ideal für den handwerklichen Grundofenbau geeignet und kann auch als Oberflächenmaterial direkt vor Ort in Form gebracht werden. In diesem Punkt sind Lehmöfen mit sichtverputzten Öfen verwandt. Lehm sowie Putz lassen sich gut mit Kacheln oder Naturstein (z. B. bei Simsen) kombinieren. Auch eine Farbgebung des Lehms und natürlich auch von Putzoberflächen ist mit verschiedenen Farben möglich, wobei sich für Lehmöfen spezielle mineralische Lehmfarben oder Silikatfarben eignen. Oft bleibt die Oberfläche von Lehmöfen allerdings auch unbehandelt, um den Charakter des Naturmaterials nicht zu überdecken.
Gusseisen:
Gusseisen zählt nach Keramik und Lehm zu den ältesten Materialien im Ofenbau überhaupt. Es ist sehr hitzebeständig, dauerhaft und verzugarm, sodass Gusseisen genauso gut direkt im Feuerraum wie am Außenmantel verwendet werden kann. Außerdem hat Gusseisen eine hervorragende Wärmeleitfähigkeit. Die klassischen „Kanonenöfen“, aber auch viele Kaminöfen sowie Heizeinsätze für Kachelöfen bestehen aus Gusseisen.
Naturstein:
Naturstein hat ebenfalls eine lange Tradition im Ofenbau. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um in Millionen von Jahren entstandenes Naturmaterial, das je nach Ursprung und Zusammensetzung sehr unterschiedliche optische Wirkung und auch unterschiedliche Eigenschaften in Bezug auf die Wärmespeicherung/-leitung aufweisen kann. Wegen der nie völlig gleichen Materialstruktur ist jeder mit Naturstein gebaute Ofen oder Kamin ein Unikat. Auch der meist graue Speckstein zeichnet sich durch eine hervorragende Wärmespeicherfähigkeit aus, die allerdings nur bei massiven Specksteinöfen zum Tragen kommt. Beliebt ist Naturstein auch bei Kamineinfassungen. Hier kommt häufig Marmor zum Einsatz.
Beton:
Sichtbeton beim Interieur liegt seit einigen Jahren bei Architektur- und Designliebhabern im Trend – und so auch bei Öfen. Allerdings gibt es nicht viele Anbieter solcher Öfen oder Hafner, die das Material sogar vor Ort verarbeiten. Beton ist ein ideales Speichermaterial, als spezieller Feuerbeton ist es obendrein besonders hochtemperaturfest.
Glas:
Glas ist unter den Ofenverkleidungsmaterialien eines der jüngsten. Entsprechend modern wirken auch die damit eingekleideten Feuerstätten. Um das Material für diesen Zweck einsetzen zu können, bedurfte es der Entwicklung der feuerfesten Glaskeramik. Glas und Glaskeramik bieten völlige Freiheit bei der farblichen Gestaltung, entweder durch hitzefeste Speziallacke oder durch Beschichtungen. Dabei sind auch Oberflächen mit Metalleffekten möglich.
Holz:
Sogar Holz kommt seit einiger Zeit bei bestimmten Feuerstätten als Einkleidungsmaterial zum Einsatz. Holz? Das gleiche Material, das sonst als Brennstoff dient? Richtig! Es kommt nur darauf an, dass und wie man Holz entsprechend vor der Ofenhitze schützt, was individuell für jeden Ofen ermittelt werden muss. Insbesondere bei Elektrokaminen, wo man die Wärmeabgabe aus der „Feuerstätte“ gut regulieren kann, wird Holz häufiger auch als Hüllenbaustoff oder in der Peripherie des Ofens eingesetzt.