Neben bildhauerischen Keramikobjekten stellt Hans Fischer Keramikgeschirr her – auf der Töpferscheibe gedreht und mit grafischen Zeichnungen versehen. „In unserer Werkstatt finden Sie Dinge des täglichen und besonderen Gebrauchs. Wir möchten Sie erfreuen mit Heiterkeit, Spiel und Funktionalität,“ so der Keramiker über seine Arbeiten.
Schon früh entdeckte Hans Fischer das Besondere am Töpfern: „Das hat viel mit Sehen und Wahrnehmen zu tun. Auch die Einheit von Arbeit und Leben, die keine Grenze kennt, empfand ich wie eine mittelalterliche Lehre.“ Sein Lehrer Jörg von Manz habe ihm geholfen, die eigenen Ausdruckskräfte zu wecken, das Eigene zu gestalten und zu erkennen. Er habe die Lehrzeit als persönliche Erfahrung empfunden, nicht als „Lehrling-Meister-Beziehung“, so beschreibt Hans Fischer, was sein Leben und Schaffen geprägt hat. Nach seiner Ausbildung entwickelte und verfeinerte er seinen eigenen Stil, indem er in verschiedenen Keramikwerkstätten im In- und Ausland arbeitete.
Seit 1983 gestaltet er gemeinsam mit seiner Frau Maria in eigener Werkstatt in Passau ein vielfältiges Spektrum an Keramischem.
Zwischen Zweck und freiem Spiel
Hans Fischers Tonobjekte können als abstrakt bezeichnet werden; er formt sie frei. Möglichst weit lässt er sich dabei von seiner Vorstellung leiten, die Unbekanntes und Fremdes aus dem Innersten an die Oberfläche bringt. Nur so viel wie nötig will er die neu entstehende Form ästhetisch und intellektuell kalkulieren und bestimmen. Im Gleichgewicht von Unbewusstem und Kontrolliertem liegt das entscheidende Moment, das die Dinge belebt. Hans Fischers amorphen, anarchischen Formgebungen bilden nichts Gegenständliches ab und stellen in provokanter Weise unsere Sehgewohnheiten vor eine große Herausforderung. Er gestaltet Skulpturen und Keramiken mit innovativen Methoden und Techniken und nutzt dabei bewusst die weichen heimischen Tone und die traditionelle Technik der Engobe.
Kreativität und Nutzen
Zum einen wurzelt Fischers Arbeit in einer langen keramischen Tradition und verbindet seine Leidenschaft und Kreativität mit dem Nutzen der Irdenware. Zum anderen treibt ihn bei seinen bildhauerischen Keramikobjekten die Lust an der Erforschung und Bespielbarkeit des Tonklumpens, des Materials, hin zu Ursprünglichkeit und zu einfallsreicher gestalterischer Dynamik. Hans Fischers keramische Skulpturen kennzeichnen bei aufmerksamer Betrachtungsweise eine große Ausstrahlung und eine tiefe Wirkung. Neuere Arbeiten beschäftigen sich besonders intensiv mit den Themen von Farbe und Glasur. Fischers Keramiken sind aus Irdenware, d.h. sie sind aus einem porösen Scherben und niedrig gebrannt. Die Brenntemperatur von unter 1100 Grad ermöglicht ein
größeres Farbspektrum und einen speziellen Glanz.
Unkonventionelle Objekte
Die Objekte zwischen Kunst und Gebrauch sind frisch, unkonventionell und voller Überraschungen. Teller, Platten und Terrinen strahlen Heiterkeit und Spielfreude aus. Hans Fischers Geschirr wirkt vertraut, nostalgisch und dennoch aktuell. Es sind die Formen und Oberflächengestaltungen, die ihm eine besondere Aura verleihen. Ganz bewusst verzichtet der Künstler auf Perfektion und lässt den Schaffensprozess spürbar werden. So schimmert beispielsweise roter Ton an manchen Stellen unter der weißen Engobe durch. Diese Lebendigkeit macht den Reiz aus. Die spontan hingeworfen wirkenden Zeichnungen, liebenswerte Schriftzüge und Sgraffitomalereien verleihen seinen Stücken ihren Charakter. Hans Fischers Arbeiten spiegeln die Auseinandersetzung mit der Tradition der volkstümlichen Keramik.
Jede Zeichnung erzählt etwas
Ebenso schätzt er die die ursprünglich aus Persien stammende Ritztechnik, die in der Spätantike den Mittelmeerraum erreichte, wobei der Scherben engobiert und dann geritzt wird. „Das hat mit der Lust zu tun, auf die Gefäße zu zeichnen. Das ist wie eine Beziehungsgeschichte, weil die Zeichnung ja etwas erzählt.“ Ob kräftige Pinselstriche oder fein geritzte Linien, rasch und entschieden gezogen und mit leichter Hand koloriert, Hans Fischers Malerei ist von ungewöhnlicher Präsenz. Sie zeichnet sich durch stille Poesie und Witz wie auch durch ungebändigte Leidenschaft und Dynamik aus. Der Keramiker und Bildhauer versteht es, dem persönlich Empfundenen unmittelbar und einprägsam Ausdruck zu verleihen.
„Überraschung und große Freude“ empfand Hans Fischer, als ihm 2020 der Kulturpreis für Bildende Kunst der Dr. Ritter-Stiftung zuerkannt wurde. Ganz besonders freute ihn, dass damit die Keramik, bisheriges „Aschenputtel“ in der Kunst, eine besondere und hochverdiente Würdigung erfuhr.