Bestehende Werte veredeln

Die Wiener Künstlerin Renate Gerlach ist seit langem in den Bereichen Bühnenbild, Malerei und künstlerische Events tätig. Von 2017-19 absolvierte die zweifache Mutter das Kolleg in Stoob – seither befasst sie sich auf innovative Weise mit Keramik. Wir besuchten sie in ihrem Atelier – die FFP2-Masken wurden nur für die Fotos abgenommen!

Renate und Albert Gerlach im neuen Atelier am Wiener Yppenplatz. Foto: Redaktion

Renate Gerlach verbindet zwei Welten, die auf den ersten Blick nur schwer zusammenpassen. Als Malerin und Keramikerin ist sie seit vielen Jahren mit „analogen“ Materialien und Techniken beschäftigt. Jetzt findet das Beste aus diesen beiden Welten in ihrem neuen Keramikatelier zusammen. Eine der ältesten Kulturtechniken der Welt wird hier mit neuesten digitalen Gestaltungsmethoden gepaart um Einzelstücke zu gestalten und zu veredeln. Vorlagen werden digital erstellt, auf Keramikprodukte aller Art in Handarbeit aufgebracht und gebrannt. 

Alles in einer Hand: Individuell gestaltete Frühstückssets für einen Friseursalon. Foto: Gerlach

Diesen Weg geht Renate Gerlach noch einen Schritt weiter, indem sie mit ihren „ReMix“-Produkten bereits bestehende Keramikstücke veredelt.

Marokkanische Schmortöpfe

„Bereits während meiner Ausbildung an der Kunstschule Herbststraße in Wien schnupperte ich ein Jahr lang Keramikluft“, so Renate Gerlach. Danach folgten Berufsjahre als Bühnenbildnerin und die Beschäftigung mit der Malerei. Als ihr Interesse für Keramik neu aufflammte, absolvierte die zweifache Mutter 2017-19 kurz entschlossen das Kolleg in Stoob – mit Auszeichnung. Zeugnisse aus dieser Zeit sind die vielfältig bemalten marokkanischen Kochtöpfe, Tajine genannt, welche die Regale in ihrem Atelier zieren. Sie fertigt jede Tajine als individuelles Einzelstück – keine gleicht der anderen und kann auch nach individuellen Farb- und Mustervorstellungen gestaltet werden.

Zu den Arbeiten von Renate Gerlach gehören auch farbenfrohe marokkanische Tajines.
Foto: Gerlach

Frühstücksteller

Alles in einer Hand: Schnell wird es eng, wenn man eine Kaffeetasse und einen Teller abstellen möchte. Warum nicht beides in ein einzelnes Keramikstück zusammenführen? Genau dieser Idee folgen die Frühstücksteller von Renate Gerlach. Die Kaffeetasse ist fix mit dem Teller für Kuchen oder Sandwiches verbunden, man benötigt zum Tragen nur eine Hand und findet leicht auch auf vollen Schreibtischen Platz. Jeder Frühstücksteller ist ein Einzelstück und kann nach individuellen Vorstellungen gestaltet werden.

Tassen aus der legendären „Daisy“-Serie, veredelt mit unterschiedlichen Sujets und Goldrand.
Foto: Gerlach

Keramik-Geschirr muss nicht immer neu gemacht werden. Es können auch existierende Porzellan- und Keramik-Stücke mit digitaler Unterstützung und händischer Veredelung neu gestaltet, also „remixed“ werden. So werden zum Beispiel Tassen aus der legendären „Daisy“-Serie des österreichischen Herstellers „Lilienporzellan“ mit unterschiedlichsten Sujets und Goldrand „gepimpt“. Neben eigenen Serien an Einzelstücken wird auch von Kunden beigestellte Keramik nach deren individuellen Vorstellungen veredelt. Allen Arten von Keramik und Porzellan, auch in großen Stückzahlen, kann so neues Leben eingehaucht werden. Das „ReMix“-Projekt ist darüber hinaus besonders nachhaltig, da die Produkte nurmehr einmal und nicht dreimal gebrannt werden müssen, wie es bei neu erstellter Keramik notwendig ist. Renate Gerlach: „Ich möchte das Rad nicht neu erfinden, sondern Bestehendes künstlerisch adaptieren und ihm zum ‚Weiterleben‘ verhelfen.“ 

Renate Gerlach gibt einen Einblick in die Decal-Technik. Foto: Redaktion

Sogenannte „Decals“ – stellen Sie sich eine Art Abziehbild für Keramik vor – werden dabei in einem ausgetüftelten Verfahren in einem Keramikdrucker hergestellt und auf bestehendes Geschirr aufgebrannt. Vorlagen für solche Decals können alte Drucke, Illustrationen, oder auch Buchseiten sein. Die Abbildungen von den Decals auf die Keramikteile zu transferieren ist ein komplizierter Prozess, der viel technisches und keramisches Wissen erfordert. Ehemann Albert Gerlach, selbst IT-Spezialist und Förderberater (siehe Kasten) ist zuständig für die Entwicklung der erforderlichen Software, sowie die technische Vor- und Aufbereitung der komplexen Vorgänge im Keramikdrucker. Renate Gerlach: „Mein Mann tüftelt auch die technischen Feinheiten für die Farbgebung aus, damit die Farben später bei der Übertragung vom Decal per Brennvorgang auf ein Keramikteil genau stimmen; ich bin wiederum für glasurtechnische Details zuständig.“

KONTAKT:
Renate Gerlach
Yppenplatz 6, 1160 Wien
Tel: 0676 6077891
www.renategerlach.com

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