Kurt Pieber ist in Rohr/Südburgenland aufgewachsen. Prägend in seiner Kindheit war das Kartoffel- und Kukuruzbraten (Mais) am lehmigen Bachufer…
Dabei entdeckte er, wie das Feuer die weiche lehmige Erde hart werden ließ. Er begann Figuren aus Lehm zu modellieren und legte sie ins Feuer. So entstanden die ersten „Werke“ und die Begeisterung für Keramik.
Vom weichen Lehm
Schnell fand Kurt Pieber heraus, dass die Feuchtigkeit des Materials von großer Bedeutung ist. Genügend feucht, ließ sich die Masse sehr gut kneten. Je trockener der Lehm wurde, desto schwieriger wurde es, ihn mit den Händen zu formen, aber er konnte ihn mit seinem Taschenmesser fein bearbeiten. Bei zu viel Wasserzugabe oder beim Spiel mit den Lehmfiguren am nahen Bach lösten sie sich im Wasser auf und hinterließen verräterische Spuren auf seinen Kleidern.
Die Faszination ist bis heute geblieben – und die Neugier auch. Immer wieder entdeckt er neue Facetten dieses unglaublich wandelbaren Materials, lässt sich von ihm inspirieren und verführen. Dazu gehört das Entdecken und Wiederentdecken von vergangenen Formen, die nicht nur Ausdruck eines Zeitgeistes oder Mode, sondern oftmals auch von Dingen geprägt waren, die heute kaum noch vorstellbar sind. Reine Rohstoffe waren einst nur mit erheblichem Aufwand herzustellen, weshalb man sparsam mit ihnen umging. Gebrauchsgegenstände sollten nicht zu schwer sein, also wurde versucht mit möglichst geringen Wandstärken auszukommen, ohne dass das Gefäß beim Brennen reißt oder im Gebrauch zu schnell in Brüche geht.
Die Größenveränderung beim Sintern – dem Brennen des Materials jenseits der 900°C – erfordert vorausschauendes Arbeiten, wenn mehrteilige Objekte gefertigt werden. Die Spannungen im Material, die durch das Aufheizen und Abkühlen entstehen – verstärkt noch durch aufgebrachte Glasuren – gilt es vorher zu sehen, zu berücksichtigen und zu beherrschen. Dabei verursachen oft kleinste Veränderungen am Ausgangsmaterial, der Form, der Glasur oder dem Brennvorgang große Auswirkungen.
Erlebtes
Da das Verkehrsaufkommen damals in den 60iger Jahren äußerst gering war, gehörte die Straße den Bankerl sitzenden, tratschenden Frauen und Männern sowie den spielenden Kindern. Kurt Pieber hat diesen Erzählungen der Erwachsenen gerne gelauscht und in seiner Fantasie Bilder und Objekte dazu entstehen lassen, die dann die Motive für seine ersten keramischen Versuche wurden.
Während der Absolvierung der Landesfachschule für Keramik und Ofenbau in Stoob hatte Kurt Pieber die Möglichkeit, die ersten Kunstprojekte arrivierter Keramiker wie Ohnsorg, Schramel, Altenburg, Praschak und viele andere als Schüler mitzuerleben und ihre Arbeitsweisen und Techniken kennenzulernen. Unter diesem Einfluss begann Kurt Pieber mit seinen ersten Lehmglasuren und mit aufkochenden Glasuroberflächen zu experimentieren.
In den 80iger Jahren hat Kurt Pieber die Meisterprüfung abgelegt und konnte als außerordentlicher Hörer bei Prof. Maria Bilgram Bilger an der Akademie für angewandte Kunst in Wien seine Ausbildung fortsetzen. Er begann damals in der Fachabteilung Chemie mit Kristallglasuren zu experimentieren – es war wie ein Wunder für ihn, im Glas Stäbchen und Pyramiden umher schwimmen zu sehen.
Anschließend war er als selbstständiger Keramiker in seinem Atelier in Bernstein tätig, wo er auch in seiner „Kleinen Galerie“ zahlreiche Ausstellungen namhafter Künstler wie Gottfried Kumpf, Friedensreich Hundertwasser und vielen jungen Künstler organisierte.
1982 bis 2016 arbeitete Kurt Pieber als Lehrer in der Landesfachschule für Keramik und Ofenbau/Kolleg/AUL, und bis heute als freischaffender Künstler und Keramik-Gewerbetreibender in seinem Atelier in Oberwart mit angeschlossenem, neu geschaffenem Kunstgarten LandART. Dazwischen gab es zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Faszination Ton
Die Formbarkeit des Materials und dessen Veränderbarkeit unter dem Einfluss von Feuer machen für Kurt Pieber die Faszination im Umgang mit Ton aus. Er wendet verschiedene Anwendungsbereiche (Techniken), wie z.B. das Drehen auf der Scheibe, das Modellieren, die Plattentechnik, das Karbonisieren nach dem Brand, Feldbrand, Rakubrand und Papierofenbrand sowie die Umsetzung von Glasur und Lehmtechniken, das Siebdruckverfahren und die Einbindung der angewandten Fotografie mit Belichtungen auf Keramik an.
So vielseitig die angewandten Techniken sind, so vielseitig sind auch die jeweiligen Produkte. Die Palette reicht von Reliefs und traditionellen Gefäßen über originelle, geometrisch geformte Kaffee- und Teeservice, sowie Kachelöfen bis hin zu lebensgroßen Objekten und Figuren.
KONTAKT
Kurt Pieber
Grazer Str.32
7400 Oberwart
Tel. 0664/111 14 22
keramikpieber@aon.at
www.kurt-pieber.at