Jetzt ist es beschlossene Sache: Der Berufsschulstandort für den Lehrberuf Hafner wird in Wien erhalten und nicht, wie von der Stadt Wien geplant, nach Lilienfeld in Niederösterreich verlegt. Für die Ausbildungsbetriebe ist der Standort Wien ein entscheidendes Kriterium, auch weiterhin jungen Menschen den Beruf Hafner näher zu bringen. Wir trafen LIM Ing. Peter Kluhs zu einem Hintergrundgespräch.
„Dass die fachtheoretische Ausbildung in der Berufsschule und die praktische im Betrieb an einem Standort bleiben ist ein Erfolg der Wiener Landesinnung, die seit 2014 in unzähligen Gesprächen mit Magistrat, Gewerkschaft und Berufsschule um Verbesserungen rund um den Berufsschulstandort und damit gegen sinkende Lehrlingszahlen kämpft“, betont LIM Peter Kluhs.
Alles versucht
Schon seit drei Jahren also bemüht sich die Innung in zahllosen Kommunikationen um die Beibehaltung des Ausbildungsstandortes Wien trotz sinkender Lehrlingszahlen. 2015 erfolgte dazu ein Gespräch zwischen LIM Kluhs und dem damaligen Berufsschuldirektor Büchl, wobei auch auf die geplante Errichtung eines neuen Schulgebäudes in Wien hingewiesen wurde. Trotzdem wurden im September 2015 plötzlich zwei Wochen vor Schulstart Briefe von der Berufsschule an sämtliche Wiener Ausbildungsbetriebe versandt, dass die Einschulung in Lilienfeld/NÖ erfolgt – dies konnte jedoch in letzter Minute verhindert werden. Das ganze nächste Jahr hindurch gab es zu diesem Thema immer wieder Gespräche, auch mit dem Hinweis auf die durchgeführten Werbeaktivitäten der Innung um die Lehrberufe Hafner/Fliesenleger bekannter zu machen uns dadurch mehr Lehrlinge zu bekommen. Schließlich wandte man sich an die Gewerkschaft mit der Bitte um Beantragung einer überbetrieblichen Lehrausbildung nach §30 BAG für die Hafnerlehre, doch es stellte sich heraus, dass diese Lösung nicht möglich ist. Also startete die Innung Verhandlungen für die Errichtung eines AQUA Schulungsprogramms (verkürzte Lehrzeit) um die Schülerzahlen in der Berufsschule in Wien wieder zu steigern. Das AQUA Ausbildungsprogramm begann im November 2016 und brachte der Berufsschule 16 zusätzliche Schüler.
Dramatische Wendung
Im März 2017 wendet sich das Blatt dramatisch als die Berufsschule plötzlich informiert, dass die Hafnerlehrlinge aufgrund eines Beschlusses der sogenannten Kuchler Tagung angeblich bereits fix seit Herbst 2016 in Niederösterreich eingeschult sind – diese Information aber aufgrund des Wechsels in der Schulleitung „offensichtlich untergegangen ist“. Sofort wird eine Besprechung mit OSR Mag. Oppenauer (MA56) und Landesschulinspektor Reiffenstein angesetzt, in der nach zähem Verhandeln eine Zusage der MA56 erwirkt werden kann, dass im Falle einer Zusage der NÖ Landesregierung die bereits getroffenen Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern wieder aufgehoben werden. Voraussetzung war allerdings, dass die Wiener Innung dieses heikle Gespräch selbst organisieren und eine Lösung herbeiführen muss, wobei seitens der MA56 wenig Erfolgschancen eingeräumt wurden. Im Juni 2017 fand also die besagte Besprechung in St. Pölten mit dem Leiter des Berufsschulbildungsbeirates Hofrat Mag. Staar statt. Im Zuge des Gesprächs konnte, wider Erwarten, auch von NÖ-Seite eine Zusage und ein Verzicht auf die vereinbarte 5-jährige Kündigungsfrist erwirkt werden und somit weiterhin und unverändert die Beschulung in Wien garantiert werden.
Ein Riesenerfolg für die Innung der zeigt, dass man sich mit großem Engagement, Geduld und einem langen Atem erfolgreich gegen die Bürokratie und den berüchtigten Amtsschimmel wehren kann.