Geschirr für die Spitzengastronomie

Österreichs Top Gastronomen, aber auch die internationale Spitzengastronomie achten nicht nur bei den Zutaten ihrer Speisen auf höchste Qualität, auch beim Geschirr wird darauf Wert gelegt, dass die außergewöhnlichen kulinarischen Gerichte auf ebenso einzigartigem Geschirr präsentiert werden. Die Keramikerin Petra Lindenbauer setzt sich mit diesem Thema intensiv auseinander.

Cremeweiße Platte mit einem Gericht von Konstantin Filippou, Durchmesser 16cm.
Foto: Per-Anders Jörgensen 

Die Bedeutung von Tellern wird neu definiert und erhält damit einen besonderen Stellenwert.  So werden mit Arbeiten der Keramikerin in Gourmet-Tempeln wie dem Steiereck in Wien, Silvio Nickol im Palais Coburg, Konstantin Filippou oder auch Bobby Bräuers EssZimmer in der BMW Welt München (alle mit 2 Michelin Sternen ausgezeichnet) Speisen gekonnt in Szene gesetzt. Für Fachmagazine und Publikationen arbeitet sie eng zusammen mit Fotografen, wenn Fotostrecken zu besonderen kulinarischen Themengebieten  erscheinen.

Die angewandte Keramikerin 

Petra Lindenbauer wurde 1967 in Waidhofen/Ybbs (NÖ) geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf (ihr Vater ist Bildhauer). “Dieser Zugang, ist wichtig, denn es macht einen Unterschied, von der Kunst zu kommen oder vom Handwerk“, so Petra Lindenbauer. Das Handwerk ist zwar die Basis bei der Umsetzung der Ideen, nicht aber Ausgangspunkt der Gedanken der Künstlerin beim Entwerfen. Ihre keramische Grundausbildung erhielt sie 1983 bis 1987 an der Ortweinschule in Graz in einem höheren Lehrgang für bildnerische Gestaltung, Fachrichtung Keramische Formgebung.  

1998 schloss sie das Studium der Kunstgeschichte und der Klassischen Archäologie an der Universität Wien mit einer Diplomarbeit über etruskische Keramik im 6. Jh. v. Chr. ab. Von 1989 bis 2010 arbeitete sie zusammen mit ihrem Mann Georg Lindenbauer im gemeinsamen Atelier an Großplastiken und zeitgenössischen Heizobjekten. Seit 2010 betreibt sie ihr Atelier mit angeschlossener Galerie in Stadtschlaining im Südburgenland, nahe der ungarischen Grenze, wo sie mit ihrer Familie lebt. Ihre Werkstatt ist in einer denkmalgeschützten Häuserzeile aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Impulse für ihre Arbeiten gaben ihr unter anderem Studienreisen nach England, Südkorea, Japan, Taiwan, China, Russland und Oman. Auf den Symposien arbeitet sie experimentell,  ein wichtiger Ausgleich zu ihrer Studiotätigkeit.

Flacher Teller mit Podest, aus der Kollektion Steirereck Wien. Foto: Peter Garmusch

Petra Lindenbauer versteht sich als angewandte Keramikerin, das kommunikative Element  ist ihr wichtig. Denn wenn sie mit Ton arbeitet, gibt es für sie meist ein Gegenüber: einen Menschen, der ihre Kreation in seinen Lebensbereich aufnehmen wird oder einen Raum, auf den sich die Arbeit bezieht.

Gut ist besser als perfekt

Die Keramik von Petra Lindenbauer steht in einem Kontext, auch weil sie aktiv ins tägliche Leben einbezogen wird: Geschirr ist dafür da, verwendet zu werden – man greift es an, man spürt die Form, den Ton, die Glasur. Der integrative Charakter steht aber auch für das Miteinander mit dem Material.  Sie bezieht bewusst Eigendynamik und Eigensinn des Tones mit ein und lässt dies in Erscheinung treten. Dazu gehört auch das Fühl- und Sichtbarmachen des Entstehungsprozesses. Weitgehend vermeidet sie das Retuschieren, Glätten und „Säubern“ und die Verwendung von Schwamm und Messer, das dem Ton Schnitte zufügt.

Zur Verwendung kommen inhomogene Massen, die verschiedene Facetten in Textur und Oberfläche hervor bringen. Der so oft und leichtfertig verwendete Begriff „Perfektion“ könnte ihrer Meinung nach in Bezug auf Keramik neu definiert werden. Ihr geht es um die Ausgewogenheit zwischen glatt und rau, ebenmäßig und bewegt, vorhersehbar und von sich aus entstanden. 

Loslassen im richtigen Augenblick

Seit über 30 Jahren arbeitet Petra Lindenbauer als Keramikerin. Nicht eine Idee umzusetzen und Ton dafür „zu verwenden“, sondern sich selbst mehr und mehr zurückzunehmen wird ihr immer wichtiger. Sie hat eine Idee und arbeitet mit Ton, indem sie ihn mitwirken lässt. Die entstandene Keramik ist das Ergebnis dieses Zusammenspiels.  Ein Element zu formen hat dieselbe Bedeutung wie den richtigen Augenblick zu finden, es  los zu lassen.

Brettchen aus der Kollektion Aend, Wien. Foto: Peter Garmusch

Das gilt auch für Petra Lindenbauers Arbeit an der Töpferscheibe. Sie ist eine Meisterin – im Drehen, aber auch darin, Überraschendes zuzulassen. Ihre Aufenthalte in Ostasien haben ihr Denken stark geprägt und ihre Einstellung zur Arbeit beeinflusst. Es war vor allem der japanische Keramiker Masakazu Kusakabe, der ihr verständlich machte, dass Schönheit und Vollkommenheit erst durch das Zulassen von Unregelmäßigkeiten in Erscheinung treten. Zum ostasiatischen Spirit in Lindenbauers Arbeit zählt auch der symbolische Gehalt des Gefäßes – wenn der Boden des Tellers für die Erde steht, wenn die Wände einer Schale die Landschaft rund um uns bedeuten, wenn das Innere und der Gehalt bedeutsamer sind als die Außenerscheinung.

Für die Herstellung ihrer „table ware“ verwendet Petra Lindenbauer Tone aus dem deutschen Westerwald sowie aus Spanien, sie brennt vorwiegend im E-Ofen bei 1245° C. Da für ihre Glasuren die Zertifizierung für Lebensmitteltauglichkeit gewährleistet werden muss, arbeitet sie mit einem erfahrenen Silikattechniker zusammen.  

Blaugrüne Schale mit einem Gericht von Konstantin Filippou, Durchmesser 20cm. Foto: Per-Anders Jörgensen 

Jedem Objekt wird die Zeit und Aufmerksamkeit eines Unikats zuteil, die Stückzahlen bleiben klein, ihre Entwürfe nehmen Bezug auf Person, Raum und das Gesamtkonzept. All das lässt erahnen, dass die Auftraggeber aus der Haute Cuisine oftmals auch gefordert sind, wenn sie sich mit den Kreationen von Petra Lindenbauer auf eine Reise begeben und eine spannende kunstvolle Welt betreten.

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