Tatort: Terrasse in der Steiermark
Beiligte: Fliesenleger und Fliesenleger
Verdächtigter: Fliese
Folgendes hat sich zugetragen und verlangte Aufklärung:
Eine recht honorige Familie aus der Steiermark hatte ein schmuckes Häuschen geerbt und dieses umgebaut. Die Dachterrasse sollte in einem wunderschönen Fliesenglanz erstehen. Die Ausgangssituation war perfekt: keine Wünsche an Format oder Farbe, genug Aufbauhöhe und eine absolut funktionierende Bauwerksabdichtung.
Fliesenleger Nr.1 verlegte die Fläche, welche nach 2 Jahren die ersten Schäden bekam. Fliesenleger Nr.2 sanierte brav (beide Verleger verlangten richtig Geld für die Arbeiten), und nun ist die Dachterrasse wieder komplett hinüber. Der verzweifelte Hausherr trat nun an die Industrie und verlangte eine Lösung für seine Terrasse. Die Bedingung: Bitte alles aber KEINE FLIESE!!!
Unter Einhaltung einiger Gesichtspunkte funktioniert die Fliese aber auf jeder Außenbelagsfläche. Der Kommissar hat sich die Lage angesehen:
Dachterrasse 6 x 2,4 m an der Westseite des Hauses über einer Veranda, Feinsteinzeugfliesen 30×30 cm, hellgrau, die zu 100% lose liegen. Dünnbettmörtel vollkommen zerstört, nur im Floatingverfahren verarbeitet und augenscheinlich nicht sehr hoch kunstharzvergütet. Darunter eine weiße Verbundabdichtung, die augenscheinlich noch funktionsfähig ist. Gefälle unter 0,5%, obwohl genug Aufbauhöhe vorhanden ist, keine Belagsdehnfuge! Alugeländer mit Stehern auf der horizontalen Bodenfläche. An allen drei Seiten eine umlaufende Kupferrinne zur Entwässerung. Mit einer Leiter konnte der Kommissar die Stirnseite besichtigen, die eine völlig eigenartige Konstruktion darstellt – soweit erkennbar wurden stirnseitig Fliesen aufgeklebt, die sich zwischenzeitlich komplett gelöst haben. Darüber wurde ein Aluwinkelblech aufgeklebt, welches anscheinend über der Verbundabdichtung im Dünnbettmörtel liegt. Das sind nur ein paar kleine Auszüge aus einer absolut nicht fachgerechten Arbeit von 2 Betrieben. Es liegen schwere Konstruktions- und Verarbeitungsfehler vor.
Das Team des Kommissars wird sich hier sogar an einem Sanierungsaufbau beteiligen, die Verlegung der Terrasse dokumentieren und jährlich kontrollieren. „Geben wir durch fachgerechtes Arbeiten der Fliese ihren Stellenwert zurück, nämlich ein absolut robustes, unkompliziertes und gebrauchstaugliches Verlegegut zu sein – auch für den Außenbereich“, grüßt der Kommissar.
