Branchentalk mit Markus Bicker

kR: Herr Bicker, was waren die Gründe für die Übernahme von Keramikhersteller Ruka vor einem Jahr?

Markus Bicker: Aus unserer Sicht gibt es keine bessere Oberfläche, um einen Ofen zu verkleiden, als Keramik. Unsere Befürchtung ist außerdem: Sobald Keramik vom Markt verschwindet, verschwindet die Hafnerbranche, wie wir sie heute kennen. Und im Moment gibt es ohnehin nur noch vier größere Hersteller von Ofenkeramik.

kR: Warum ist Ihre Wahl gerade auf Ruka gefallen?

Markus Bicker: Um ehrlich zu sein, war uns die Keramik von Ruka anfangs nicht bekannt. Als österreichischer Betrieb haben wir in der Vergangenheit ausschließlich Sommerhuber Keramik empfohlen. Wenn man ein Produkt nicht kennt, probiert man es aus. Also haben wir uns die Keramik von Ruka angesehen und ich muss gestehen – wir waren begeistert. Ruka Keramik ist sicher kein Spezialist für übergroße Teile, aber die weichen Glasuren, die gute Verarbeitbarkeit und die Formenvielfalt haben uns veranlasst, uns das Werk näher anzusehen. Das unschlagbare Preis-/Leistungsverhältnis und die schnellen Lieferzeiten waren letztendlich auch ausschlaggebend, uns für den Erwerb der Manufaktur zu entscheiden. 

kR: Wie hat sich Ihr Geschäft seit der Übernahme entwickelt? 

Markus Bicker: Heuer bringen wir nicht nur neue Serien, Teile und Glasuren heraus, wir werden auch den gesamten Betrieb digitalisieren. Unsere Reise hat erst begonnen und hier bereits eine Bilanz zu ziehen, wäre verfrüht. Wir versuchen jedenfalls alles zu tun, damit sich der Hafner von anderen Gewerken und dem Handel unterscheiden kann und meinen, da ist Keramik der Schlüssel zum Erfolg.

kR: Was waren die bedeutsamsten Neuheiten und Entwicklungen der letzten Zeit bei Hafnertec? 

Markus Bicker: Seit der Gründung 1997 durch meine Eltern bin ich selbst schon seit 2011 Geschäftsführer und ich kann Ihnen versichern, wir sind nicht müde geworden. Neben unserer DNA, der Kachelofenzentralheizung, erarbeiten wir unter anderem ein „Reinheitsgebot“ für den Ofenbau. Wir stecken auch mitten in zwei großen Forschungsprojekten, deren Veröffentlichung an dieser Stelle noch zu früh wäre. Um hier allerdings nicht am Markt vorbei zu entwickeln und die Ideen des Hafners möglichst früh mit einzubinden, haben wir ein Zukunftsforum ins Leben gerufen, auf das ich hier bereits hinweisen möchte. Am 7. und 8. Mai 2020 laden wir herzlich zu einem gemeinsamen Thinktank ein. Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln, werden wir auch in Zukunft die Antworten auf die aktuellen Anforderungen im modernen Wohnbau liefern können.

kR: Wie bewerten Sie die ständigen Verschärfungen der Emissionsgrenzwerte und strengere Anforderungen an die Verbrennungstechnik allgemein und die öffentliche Diskussion darüber? 

Markus Bicker: Die aktuelle negative Berichterstattung ist für mich überhaupt nicht überraschend. Wir verbieten Ölheizungen, fordern völlig zu Recht CO2-Steuern und Ähnliches und denken, dass die mächtigen Fossilien-Energieverbände tatenlos zusehen? Sie versuchen natürlich, den Fokus auf unsere vermeintliche Schwachstelle zu legen – den Benutzer. Unsere Aufgabe ist, die Diskussion ganzheitlich zu führen und allein mit der Gegenfrage, was besser sein soll als mit Holz zu heizen, haben wir die Debatte bereits gewonnen. Wer ehrlich der Meinung ist, Gas ist die Lösung für unser Klimaproblem, mit dem lohnt es sich nicht einmal zu diskutieren. Aber auch der plötzlich sauber gewordene Strom, der im Winter zu fast 50 Prozent aus kalorischen Kraftwerken aus dem Ausland importiert werden muss, ist nicht die Lösung. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass nur nicht zu heizen umweltfreundlicher ist, als richtig mit Holz zu heizen. Mit der patentierten LE-Technologie haben wir unter Beweis gestellt, dass Heizen mit Holz so sauber sein kann wie die modernsten Heizkesselanlagen. Die Schlüsselaufgabe des Hafners ist die Hinweispflicht und Schulung des Endkunden für richtiges Heizen mit Holz. Einen Porsche befüllt man auch nicht mit Gülle und so hat auch Müll nichts in einem modernen Kachelofen verloren. Sonst schreibt der verärgerte Nachbar eines unsachgemäßen Betreibers die Schuld dem Heizen mit Holz zu.

kR: Was ist die wichtigste Maßnahme gegen die negative Berichterstattung von Heizen mit Holz?

Markus Bicker: Ganz klar: Werbung, Werbung und noch mehr Werbung. Wir wissen, dass Heizen mit Holz gut und richtig ist, aber weiß es die Bevölkerung? Gerade jetzt, wo die neuen Gesetze für die nächsten Jahre beschlossen werden, können wir nur durch positive Aufklärung dazu beitragen, dass sich alles zum Positiven entwickelt. Wenn wir aber beim Einbau von Heizkaminen aufs schnelle Geld schauen und damit Negativwerbung verursachen, ist fraglich, ob unsere Branche die nächste Generation überhaupt überdauert. Das Argument der Kundenorientierung ist hier fehl am Platz. Wir kennen das, wenn der Kunde sagt, er will nur „Feuer schauen“. Das ist, als wenn der Autokäufer sagt, er will nur ein schönes Auto, aber nicht damit fahren: Er ist trotzdem enttäuscht, wenn er das erste Mal damit auf die Autobahn will und nicht kann. Wir wissen das alles, aber die Bevölkerung kann nur im direkten Gespräch aufgeklärt werden. Genau aus diesem Grund sind wir und einige wenige andere Lieferanten in der Branche auf Endkunden-Messen unterwegs und halten Vorträge, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Es ist Zeit, aus der Deckung zu gehen. Wir sind jederzeit auch dazu bereit, auf noch mehr Messen mit unseren Vertriebspartnern Aufklärung zu betreiben oder Vorträge zum Thema Heizen mit Holz zu halten.

kR: Wenn Sie einen Appell an die hiesige Hafnerzunft richten könnten, wie würde dieser lauten?  

Markus Bicker: Ich würde mir wünschen, dass meine Söhne die inspirierende Leidenschaft, die ihr Großvater für den Ofenbau hat, selbst erleben dürfen oder im Idealfall sogar dieser Berufung folgen können und nicht aus dem Geschichtsunterricht darüber erfahren. Einen Appell maße ich mir nicht an auszusprechen.

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