Branchentalk mit Christoph Angermayer

Für einen aktuellen Blick in die Branche trafen wir den „Junior“ der traditionellen Keramischen Werkstätte Angermayer zum Gespräch.

Besonders spannend sind gelungene Verbindungen von Tradition und Moderne – wie bei diesem Ofen mit Brunner-Heizeinsatz. Foto: Angermayer

kR: Herr Angermayer, die Ofenkeramik hat in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen keinen leichten Stand – die Gründe mögen einerseits in den Kosten liegen, die bei der Installation über denen eines Putzofens liegen, andererseits könnte – blickt man in Interieurmagazine – der Zeitgeschmack glatte Flächen und ein schlichtes Design bevorzugen. Dagegen setzen Ihre „historischen“ Öfen ja nun noch einen besonderen Kontrapunkt. Wie wirkte sich dies in der Vergangenheit auf die Nachfrage gerade nach Ihren Traditionsöfen aus?

Christoph Angermayer:Es gibt immer eine Käuferschicht, die traditionelle oder klassische Öfen schätzt und liebt. Unser Bemühen ist es, diese Kunden mit unserer handerzeugten Keramik zu erreichen und deren spezielle Wünsche umzusetzen. Da sich die großen Kachelhersteller in den letzten Jahren sehr auf die „zeitgemäßen Formen“ spezialisiert haben konnten wir unseren Namen als Produzent von klassisch-traditionellen Kachelöfen festigen und ausbauen.

kR: Sie haben ebenfalls „moderne“, schlichte Keramiköfen im Portfolio. Spüren Sie hier eine Nachfrageverschiebung, oder bleiben die traditionellen Öfen Ihr Schwerpunkt?

Christoph Angermayer:Natürlich fertigen wir auch moderne Ofenkeramik, die ebenfalls individuell und in Einzelanfertigung hergestellt wird. Unser Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig bei den klassischen Öfen.

Gerade für besonders aufwändige Stilöfen hat sich Angermayer als eine der ersten Adressen etabliert. Foto: Robert Maybach

kR: Gibt es bei der Nachfrage nach historischen Öfen eine Veränderung was die „Mode“ betrifft? Welche Epoche steht bei Ihren Kunden am meisten im Fokus?

Christoph Angermayer:Ich würde nicht erkennen, dass es bei den historischen Öfen einen speziellen Trend gibt, sondern die Bandbreite zieht sich vom Barock bis zum Jugendstil. Beliebt sind derzeit freistehende Rundöfen beziehungsweise Ofenformen aus der Gründerzeit sowie sehr aufwendige Stilöfen.

kR: Sie gestalten auch Keramikmobiliar, zum Beispiel Wärmeliegen für Wellnessanlagen – wie entwickelt sich dieses Segment im Verhältnis zum Ofenbau?

Christoph Angermayer:Nach meiner Einschätzung hat der Wellnesstrend bereits seinen Zenit überschritten. Auch wird der Keramikanteil bei den neuen Wellnessanlagen durch andere Materialien abgelöst, beziehungsweise verringert. Dieser Bereich ist sicher ein Nischenprodukt für die Keramiker, ich denke aber nicht, dass es hier noch ein großes Potential nach oben gibt.


Sich (wie bei diesem Stilofen) selbst treu bleiben und gegen kurzfristige Trends trotzen ist das Erfolgsrezept von Angermayer. Foto: Robert Maybach

kR: Keramik hat ja unbestreitbar zahlreiche eindeutige Vorzüge als Ofenbaumaterial. Sehen Sie eine Trendwende zu einem vermehrten Einsatz des Materials, und was unternimmt Ihr Unternehmen, um diese herbeizuführen, die Begeisterung für Ofenkeramik weiter anzufachen?

Christoph Angermayer:Ich kann mit Stolz behaupten, dass wir wahrscheinlich die einzige Firma sind, die immer den echten Kachelofen beworben hat, der mit Kachelkeramik versetzt wurde. In unserem Prospektmaterial und den Inseraten wurde nie ein verputzter Ofen mit nur ein paar Keramikelementen dargestellt und beworben. Wir haben immer versucht, den Kunden für den wahren Kachelofen zu begeistern und die Vorteile der Keramik hervorzuheben. Dazu zählen die Formen- und Farbenvielfalt, angenehme Strahlungswärme sowie die Pflegefreundlichkeit und Wertbeständigkeit.

kR: Wer sich seit Jahrzehnten kontinuierlich dem Bau historischer Kachelöfen widmet, für den ist es vielleicht die falsche Frage, aber in welchem Bereich dürfen die Verarbeiter Ihrer Produkte in nächster Zeit Neuheiten erwarten?

Christoph Angermayer:Unser Bestreben für die Zukunft ist, die Kundenberatung noch individueller und persönlicher zu gestalten. Dadurch kann sich der ausführende Hafnerbetrieb besser von seinen Mitbewerbern abheben und auf spezielle Kundenwünsche eingehen. Dem Wunsch der Individualisierung der Gesellschaft kann dadurch Rechnung getragen werden – auch der kleine Maßtischler ist gegenüber dem Großhändler im Vormarsch, da der Kunde wieder zur maßgeschneiderten Lösung tendiert.

Beliebt sind derzeit freistehende Rundöfen beziehungsweise Ofenformen aus der Gründerzeit. Foto: Robert Maybach

kR: Wenn Sie einen Appell an die hiesige Hafnerzunft richten könnten, wie würde dieser lauten?

Christoph Angermayer:Die Ofenkachel ist die beste Art der Gestaltung der Ofenhülle. Ursprünglich hatte sie sich gegenüber der einfachen verputzten Fläche im historischen Kontext schon als Vorteil in Bezug auf Wärmespeicherung und Pflege behauptet. Nur hier liegt auch die besondere Fachkompetenz des Hafners. Eine einfache Heizkaminverkleidung, im besten Falle aus Schamotteplatten, kann jeder fähige Maurer oder Trockenbauer verkleben. Aber für den echten, wahren Kachelofen benötigt es einen wirklichen Fachmann, einen Hafner. Ich denke, dass der Erhalt der Ofenkachel, nicht die Verkleidung mit etlichen nicht für den Ofen gedachten Materialien, essenziell mit dem Erhalt des Hafnerberufs verbunden ist.

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