Ausdruck eines Herzschlags

In neuen Kunstformen geht es vielfach um Feminismus, Entkolonialisierung, die Rückkehr zum Land mit seinen einfachen Lebensformen, die Entkräftung und den Gegenbeweis zur maschinellen Produktion, sowie die Wiederherstellung einer von Ritualen, Natur und Handwerkstechniken  inspirierten Kreativität.

Ana Cecilia Hillar in ihrem Studio.

In diesem Zusammenhang sind Ana Cecilia Hillars neueste Arbeiten perfekt auf zeitgenössischen Ausdruck abgestimmt und konzentrieren sich sowohl inhaltlich wie auch prozesshaft auf langsame, bedachte manuelle Herstellung. Die Künstlerin erklärt zu ihrer jüngsten Ausstellung (Mailand, 2022): „‚Tummo‘ ist der Ausdruck eines Herzschlags, der unermüdlich andauert, überlebt, sich wiederholt, mit unermüdlicher Beständigkeit.“ Ana Cecilia Hillar konstruierte für Tummo ihre Bildsprache aus sich wiederholenden Fragmenten, bis zu dem Punkt, an dem sie eine große Lunge auf einer Wand installierte, die den Atem der Erde und der Menschheit symbolisiert.

„Die Arbeit von Ana Cecilia Hillar von starker emotionaler Wirkung zeigt die große Fähigkeit der Künstlerin, Vorstellungskraft und traditionelle lokale Techniken in zeitgenössischer Sprache zu kombinieren“, lautete die Begründung anlässlich der Verleihung des 52. Faenza Art Ceramics Prize 2001 an Ana Cecilia Hillar.

TUMMO 

Ein inneres Feuer, das Körper und Natur in unsichtbaren Umwälzungen und Veränderungen vereint, nimmt in einer Reihe von Materialarbeiten Gestalt an. Tummo bedeutet auf Tibetisch „inneres Feuer“ und ist eine Atemtechnik, die von Buddhisten seit mehr als tausend Jahren praktiziert wird und die es ermöglicht, unter extremen Bedingungen zu überleben. 

Tummo I, 2022  Steinzeug, Engobe, ø 50 x h 57 cm
Courtesy Tempesta Gallery, Photo / Ana Hillar

In unserem Leben in einer zunehmend technisierten Gesellschaft vergessen wir oft, auf unseren Körper als Behältnis eines Organismus zu hören, das perfekte Triebwerk, in dem Kraft und Energie unseres Wesens beheimatet sind. Die Aufmerksamkeit richtet sich zumeist nur auf das Äußere, die Oberfläche, das Bild, und vernachlässigt und blockiert oft den vitalsten, instinktiven und kraftvollsten Teil, der in jedem von uns steckt, den Teil, der uns tief mit der Natur verbindet. Ana Cecilia Hillar präsentiert hier einen Korpus von Materialarbeiten und Installationen aus Steinzeug, der ihren Weg der Erkundung und Erforschung von Körper und Natur fortsetzt. Die Ausstellung zeigt die Installationen Breath, aus Zweigen von Steingut, Rauch und Gold komponiert, und die hängende, aus Steingutzweigen bestehende Arbeit Habitat.Vervollständigt wird die Ausstellung durch eine Reihe von Skulpturen aus Steingut, die der Ausstellung ihren Namen geben: Tummo. In diesem Projekt ist die Erde Ausgangspunkt, als primäres Element, das Heimat und Geburtsort des Lebens ist, was Ana Cecilia Hillar ermöglicht, sich der Natur als Gesamtheit anzunähern und eine Analogie zwischen dem Menschen und den Lebensformen unseres Planeten zu ziehen.

Ana Hillar, TUMMO Einzelausstellung, Courtesy Tempesta gallery, Photo / Carlo Lanterni

ANA CECILIA HILLAR wurde 1969 in Santa Fé, Argentinien, geboren. Nach Abschluss ihres Studiums 1997 an der Akademie der Bildenden Künste in Santa Fé, Fachbereich Keramik, schloss sie ein Studium  am Kunstinstitut G. Ballardini in Faenza an, Fachausrichtung Restaurieren archäologischer Keramiken, mit Abschluss 2001. Im selben Jahr erzielte sie einen herausragenden künstlerischen Erfolg, als sie mit der Installation Sombra del Viento den 52. Faenza Art Ceramics Prize gewann, was 2003 zu  ihrer ersten Einzelausstellung in Italien mit dem Titel Humano im Internationalen Keramikmuseum MIC in Faenza führte. Seitdem folgten zahlreiche Beteiligungen an Ausstellungen und Symposien in Italien und im Ausland. Zu den bedeutendsten in jüngerer Vergangenheit gehören, u.a.:  Tummo,  Einzelausstellung, Galerie Tempesta, Mailand, 2022; Ancoluto, kuratiert von Giorgia Pirrone, Galleria Lara & Rino Costa, Valenza, 2021; Benyamini Contemporary Ceramics Center, Tel Aviv, Israel; Il Colore interiore, kuratiert von Matteo Zauli, Galleria Facto, Montelupo Fiorentino, 2019; Ceramica europea, Art Avenue Gallery Taoxichuan, Jingdezhen, China, 2018; Blanco dentro,  Einzelausstellung, kuratiert von Artealmonte, Palazzo Monte di Pietà, Forlì;  Collect, MADEINBRITALY Gallery, kuratiert von Viola Emaldi, London; Gyeonggi Ceramic Biennale Korea, kuratiert von Irene Biolchini, Icheon, Korea, 2017; CERAMIX, Bonnefantenmuseum Maastricht, Niederlande / La Maison Rouge und Sèvres, Paris, Frankreich, 2015/16; Teilnahme am Internationalen Keramiksymposium Gmunden, 2013; Preis der Abgeordnetenkammer zum 150. Jahrestag der italienischen Einheit, kuratiert von Renata Mazzantini, Katalog von Electa, Palazzo Montecitorio, Rom, 2011.

Tummo, Installation 2022  Steinzeug, Engobe. Courtesy Tempesta Gallery,
Photo / Ana Hillar

Seit 2013 bis heute ist die Künstlerin ohne Unterbrechung auch als Dozentin für den Masterstudiengang „Konservierung und Restaurierung von Kulturgütern“ an der Abteilung für Kulturgüter am Campus Ravenna tätig. Ana Cecilia Hillar lebt und arbeitet in Faenza. 

Kontakt:

anahillar@gmail.com

instagram anahillar

Galerien:

https://www.tempestagallery.com

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