Auch Donald Trump will eine Mauer – doch, so Christa Pichler, Direktorin der Keramikschule Stoob: „Wir halten nichts von Mauern die trennen, ausschließen und polarisieren. Wir glauben an Wände, die für Menschen da sind, ihnen guttun und Freude machen.“ Wie das geht? Die Keramikschule Stoob hat diese Herausforderung angenommen und ein Schulprojekt durchgeführt, das rundum gelungen ist.
„Wir sollten eine „Lehmstampf“ Mauer errichten. Ob wir uns das zutrauen würden?“
Christa Pichler
Im südburgenländischen Bad Tatzmannsdorf, bekannt für seine Heilquellen und Kuren, wird ein neues Kurmittelhaus für die Reduce Kurbad AG errichtet. Im Eingangsbereich sollte an der Stirnseite des Raumes ein Blickfang entstehen, der mit der Philosophie des Hauses optimal harmonisieren sollte. Architekt DI Schwartz aus Oberwart bot der Schule in Abstimmung mit der Kurbad AG unter der Leitung von Direktor Dr. Schneemann eine besondere Gelegenheit an. Pichler: „Wir sollten eine „Lehmstampf“ Mauer errichten. Ob wir uns das zutrauen würden?“
Ein außergewöhnliches Projekt
Werkstättenleiter Manfred Ringhofer sah sofort das Potenzial für ein tolles Projekt. Die 16 Studenten und Studentinnen des Aufbaulehrgangs und des Kollegs der LFS Stoob waren sofort mit Begeisterung dabei. Die Schule organisierte das Projekt, wobei man nicht so genau wusste, würde man fünf Tage brauchen, oder mehr?
Auch für die Bauherren gab es Herausforderungen: Die kalkulierten 25 Tonnen Gewicht der Wand erforderten eine neue Berechnung der Statik, daraufhin musste die Decke verstärkt werden. Als nächstes errichteten die Bauarbeiter eine versetzbare, in Etappen mitwachsende Verschalung.
20 Tonnen Lehm
Das Baumaterial lieferte die Firma proLEHM aus Fehring in der Steiermark, die auch mit Geräten und Expertise unterstützte. Rund 20 Tonnen baufertiger, erdfeuchter Lehm wurde zur Baustelle transportiert und von den Studenten und Studentinnen mit Kübeln zur Baustelle geschleppt. proLEHM bietet eine breite Palette an Lehm-Produkten an – Lehmputze, Lehmgranulatfüllungen und Lehmbaustoffe – alles natürliche Baustoffe nach modernstem, bauökologischem Standard. Aber eine Lehmwand als Schulprojekt – das gibt es nicht alle Tage.
Harte Handarbeit
Vom 4. bis 8. November – also in fünf Tagen – bauten die fünf Studenten und 11 Studentinnen in achtstündigen Arbeits-
tagen mit Hilfe ihrer Lehrer Manfred Ringhofer und Michael Fraller Schicht für Schicht die Wand auf. Länge 7 Meter, Höhe 3,1 Meter und Tiefe 0,4 Meter. Eine Studentin war für Organisation und Dokumentation zuständig, eine weitere für die Einfärbung der Lagenschichten. Mit viel Fingerspitzengefühl steuerte sie das Farbenspiel und das ästhetische Erscheinungsbild. Die Bautruppe stampfte und hämmerte in insgesamt 600 Arbeitsstunden das Substrat zu einem dichten, kompakten Baukörper. Handarbeit im wahrsten Sinne. So recht konnten es sich die Bauarbeiter (und Poliere) nicht vorstellen, was diese Jungs und Mädels da hinter der Verschalung so bauten. Das Abbauen der Konstruktion war dafür begleitet von Ah! und Oh! Rufen. Da blieben die Kurgäste stehen und staunten. Eine Stampflehmwand ist nichts Alltägliches.
Lehm hat viel zu bieten
Die Auftraggeber sind mehr als zufrieden. So toll hatten sie sich die Wirkung im Raum und auf die Kurgäste nicht vorgestellt. Das Konzept des naturnahen, für den Menschen gesunden und dem Wohlbefinden förderlichen Bauens passt zur Philosophie des Hauses: Gesundheit, Wohlfühlen und Naturnähe. Da hat Lehm viel zu bieten.
„Lehm hat als Baustoff ausgezeichnete raumphysikalische Eigenschaften: Er reguliert die Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur, bindet Schadstoffe in der Raumluft, gleicht statische Aufladungen aus, ist hoch brandbeständig und natürlich zu 100% recyclingfähig. Und urteilen Sie selbst, ist sie nicht auch schön?“
Christa Pichler
Belohnung und Ansporn
„Dass der designierte Landeshauptmann des Burgenlandes, Hans Peter Doskozil, zum Fotoshooting mit den Projektzuständigen und allen Mitwirkenden aus der Schule kam und sein volles Lob für ihre Leistung aussprach, war dann für die jungen Leute noch zusätzlich Belohnung und Ansporn,“ so Direktor Pichler weiter „Denn am wichtigsten war, was jeder von diesem Projekt mitnehmen konnte: Teamarbeit, Organisation, Praxis (Schwerstarbeit unter den Bedingungen einer riesigen Baustelle) und Kennenlernen eines wunderbaren Materials. Diesmal nicht als Werkstoff Ton in der Schulwerkstatt, sondern als Baustoff Lehm. We built a beautiful wall!“