Der keramische Ursprung der Keramikerin Elisabeth Minichbauer liegt in der Wachau, wo sie vorerst vier Monate in der Wachauer Keramik, einer Dreh- und Baukeramischen Werkstatt, dann 14 Jahre lang bei Firma Kummer Keramik im Kachelofenbau tätig war. Daher rührt auch ihr Hang zu „praktischen“ keramischen Dingen, die das Leben täglich begleiten. Durch einige keramische Reisen mit dem Keramikforum Steiermark erweiterte sie ihren keramischen Horizont und lernte dabei auch Höhr-Grenzhausen in Deutschland kennen, einen an Keramikern, keramischen Fortbildungsstätten, keramischen Ideen, Entwicklungsprozessen und kreativen Köpfen überquellenden Ort. Berufsbegleitend hat sie dann im Westerwald letztendlich die fünfjährige Ausbildung zur staatlich geprüften Keramikgestalterin im Modulsystem und danach die Meisterprüfung gemacht.
Oberflächen
Die Liebe für alte Dinge verwob sich für Elisabeth Minichbauer dort mit der Hingabe zur Oberflächengestaltung. Sie selbst sagt über sich, dass sie keine „Gerade-und-Weiß-Keramikerin“ ist, sie mag Schwung, Dekor, gemalt, gestempelt, gedruckt, geritzt, mit dem Mut, eventuell ein „zu viel“ zu riskieren.
Dabei tritt das WAS zu dekorierende zugunsten des WIE in den Hintergrund. Die Keramikerin bleibt der Baukeramik treu, arbeitet im Kachel-und Fliesenbereich, genauso hat sie aber auch viel Freude am Drehen an der Scheibe. Dies allerdings ohne Anspruch auf Gleichheit, so bekommt jedes Teil seinen eigenen Charakter, sein eigenes Wesen. Arbeitsspuren dürfen sichtbar, tastbar sein, sie verpersonalisieren jedes Teil gewissermaßen.
Die Inspiration nimmt Elisabeth Minichbauer vor allem aus ihr interessant scheinenden Dingen, von dahinziehenden Wolken bis zu rostenden Teilen am Schrottplatz. Als Gestalterin ist sie immer aufmerksam unterwegs, nimmt Schatten, Farben, Kombinationen, Stimmungen, Gerüche wahr und speichert sie ab. Alle Ideen landen dann als Notiz, Foto oder Zeitungsschnipsel in einem ihrer Skizzenbücher, die sie immer wieder zum Schmökern heranzieht.
Arbeitsvorgang
Am Beginn ihrer Arbeit steht meist eine Skizze basierend auf einer Bestellung oder eigener Idee. Anschließend arbeitet Elisabeth Minichbauer in diese Skizze passende Elemente aus ihrem verbalen oder bildnerischen Fundus ein. Je nach Art des Objektes werden Platten hergestellt oder Gefäße gedreht, das Engobedekor mit Pinseln und Stempeln aufgebracht, und daraus die endgültigen Werke nach Schablonen gebaut oder montiert. Dekor passiert bei der Töpferin meist VOR der Form, das heißt aber auch, dass sie schon zu Beginn weiß, wie die Arbeit grundsätzlich aussehen wird. In ihrer Größe begrenzt werden die Teile lediglich durch den Innenraum des Ofens…
Nach dem Schrühbrand werden Vertiefungen gestaltet, Gefäße und baukeramische Teile transparent glasiert und im E-Ofen bei 1240°C gebrannt. Da Elisabeth Minichbauer in einem Siedlungsgebiet wohnt und arbeitet, darf sie keine anderen Brennöfen nutzen. Die Keramikerin sieht darin aber keine Beschränkung, sondern die Herausforderung, trotzdem lebendig aussehende Keramikobjekte zu schaffen.
Durch die Dekoration mit farbigen Engoben sieht man die ursprüngliche beige-graue Tonfarbe mit Pyriteinschlüssen. Die transparente Glasur deckt den Scherben nicht zu, sondern lässt ihn selbst wirken. Wenn möglich, verwendet sie die Glasur nur innen oder gar nicht. Auf diese Weise erhält sie die Haptik, die sie so liebt.
Philosophie
Bei ihren Arbeiten beschränkt sich die staatlich geprüfte Keramikgestalterin nicht ausschließlich auf Keramik, sondern sieht verschiedene handwerkliche und künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten als Grundpfeiler ihrer Arbeit. Darunter fallen Malerei, Grafik und Druck sowie die Arbeit mit Stoff, die Elisabeth Minichbauer auf vielfältige Art wieder in die Keramik einbringt. So „lebt“ ihre Keramik, wandelt sich, wächst, verändert sich langsam und doch mit einer gewissen gleichmäßigen Ruhe. Unaufgeregt.
Kontakt:
Elisabeth Minichbauer
Schießstattgasse 78
2000 Stockerau
Telefon 02266/72717
E-Mail: elisabeth.minichbauer@gmx.at
www.keramik-minichbauer.com
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