Hafnerinnen vor den Vorhang!

Frauen sind in der Hafnerbranche nicht gerade dicht gesät, dafür sind sie umso stärkere Persönlichkeiten. In unserer neuen Serie stellen wir in bunter Reihenfolge österreichische Meisterhandwerkerinnen vor, die sich diesem schönen und traditionsreichen Handwerk widmen. Den Auftakt macht Katharina („Kathi“) Rabas.

Im Schauraum zeigt die Hafnerin eine Vielzahl von Optionen – hier ein Kachelofen mit
gemütlicher Sitznische.

Das Handwerk hat in der Familie von Katharina Rabas eine lange Tradition. Bereits Großvater Schönleitner war Ofenschlosser und seine Tochter Gerlinde war überhaupt die erste Frau in Wien, welche die Meisterprüfung zur Hafnerin ablegen durfte. Sie gründete ihr eigenes Unternehmen und stand als junge Selbständige einem Betrieb mit bis zu 35 Mitarbeitern vor. Ihren vier Kindern war sie damit ein großes Vorbild und die Jüngste, Katharina, sollte schon bald in ihre Fußstapfen treten.

Untypischer Werdegang

Kathis Werdegang ist nicht ganz typisch: Nach der Matura ging sie zur Fachausbildung nach Stoob, absolvierte die Gesellenprüfung und wechselte von dort quasi direkt in die Firma. Dieser rasche Umstieg wurde durch einen Dispens seitens der Wiener Innung ermöglicht. Am 4. November 1993 gründete sie dann ihr eigenes Unternehmen im 21. Wiener Gemeindebezirk – aus emotionalen Gründen nannte sie es nach der Mutter „Gerlinde Spindler GmbH“.

Alle Facetten gelernt

Nach der Meisterprüfung durchlief die frischgebackene Hafnerin zunächst alle Facetten des Handwerks. Mittlerweile ist sie vorrangig im Firmenmanagement tätig. Aktuell beschäftigt Kathi Rabas je nach Auftrag 8-10 Mitarbeiter, die Koordination im Haus hat Werner Rainer über. Er lernte noch bei Gerlinde Spindler und ist dem Unternehmen seitdem eng verbunden.

Steckenpferd Planung

Katharinas Steckenpferd ist die 3D-Planung, sowohl für Fliesen als auch für Kachelöfen: „Mit einer guten fotorealistischen Darstellung kann man den Kunden überzeugen indem man ihm sein Wunschprojekt im exakten Details vor Augen führt.“ Neue Ofenanlagen gelangen dabei in einer Kooperation mit Michael Rabas zur Ausführung. Auch alte Stilöfen werden umgesetzt, neu schamottiert und/oder bekommen eine neue Tür, bzw. werden technisch aufgerüstet. 

Katharina Rabas mit einem Ofen, den ihr Großvater, ein Ofenschlossen, vor fast hundert Jahren gemacht hat.

Persönliche Beratung wichtig

Die Hafnerin: „Ein kleiner Betrieb profitiert natürlich von der persönlichen Beratung. Wenn ein Haus bereits steht, dann mache ich gerne einen Hausbesuch vor Ort um die technischen Voraussetzungen zu klären, bzw. den Geschmack der Kunden kennenzulernen. Falls der Bau noch bevorsteht, berate ich im Geschäft.“ 

Am letzten „Tag des Kachelofens“ wurde der verloste Gewinnerofen übrigens von der Gerlinde Spindler GmbH gesetzt. „Es wird derzeit wieder mehr ‚echt‘ geheizt und aktuell bemerke ich eine Abwendung vom Heizkamin“, so Kathi Rabas. „Im innerstädtischen Bereich wird mehr Gas nachgefragt. Auch Stilöfen und offene Kamine erleben eine Renaissance. Der Kachelofen/Speicherofen wiederum dominiert im Einfamilienhaus, und dort fast immer mit Sichscheibe. Feuerschauen ist einfach ein Grundbedürfnis vieler Menschen. Dabei stehen auch ganz praktische Überlegungen seitens des Kunden im Fokus. Pflegeleicht soll die Oberfläche sein, resistent und möglichst mit Kacheln im Großformat verkleidet. Da dies aber oft die finanziellen Vorstellungen des Kunden überschreitet, ist sorgfältige und individelle Beratung nötig.“ 

Herausfiltern, was der Kunde will 

Vor allem muss man herausfiltern, was der Kunde will und was er letztendlich unter „Kacheln“ versteht, damit man die bestehende Wohnsituation in einen Vorschlag integrieren kann. Hier kommt Kathi Rabas‘ Steckenpferd zum Tragen – die 3D-Planung. „In der fotorealistischen Darstellung lassen sich ungewöhnliche Kombinationen, z.B. Regalverläufe mit integriertem TV-Möbel und anschließender keramisch gelöster Ofenbank gut zeigen und gleich mitplanen. Ich kann dem Kunden auch attraktive sitzbankbegleitende Beleuchtungen in 3D präsentieren, ihn vielleicht für eine Kooperation mit einem Tischler begeistern und so eventuell gleich für ein weiteres Bauvorhaben ins Boot holen. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, einen Konnex zwischen den beteiligten Handwerkern einer Baustelle zu schaffen und nicht völlig isoliert die beauftragten Arbeiten am Kachelofen oder beim Fliesenlegen zu erledigen.“

Hafnermeisterin Katharina Rabas.

Mundpropaganda und Internet

Aufträge kommen sehr oft über Mundpropaganda von Endkunden, aber auch über Hausverwaltungen und Architekten – und zwar für Fliesenbeläge ebenso wie für Kachelöfen. Rabas: „Beim Endkunden kann man sein gesamtes Hafner Know-how einbringen, bei den Architekten wiederum ist unser technisches Detailwissen gefragt, z.B. bei kontrollierten Wohnraumlüftungen oder Ganzhausheizungen. Facebook und Instagram nutze ich nicht, aber natürlich haben wir eine Homepage und nehmen am jährlichen ‚Tag des Kachelofens‘ teil. Auch die Aktion mit den Hagos-Plakatwänden hier im Bezirk war für uns erfolgreich.“

Optimistisch in die Zukunft

„Die Auswirkungen der Pandemie haben wir durch den Baustellen-Stopp im Frühjahr ungefähr vier Wochen lang gespürt, es war damals ein ‚halbes Arbeiten‘, besonders im Fliesenbereich. Dafür wird seither alles aufgeholt – und jetzt soll es rasch gehen!“ lacht Kathi Rabas, „Bei Kachelofenprojekten gingen die Arbeiten auch während des Lockdowns fast unverändert weiter und wurden höchstens aufgeschoben. Das ist der Vorteil unserer Branche!“

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