All about the vessel Keramik zwischen Raum und Zeit

Eine Ausstellung über die Entwicklung keramischer Formen im Rahmen des Projekts „City of Ceramics Gmunden“ in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024.

Die Werkschau „All about the Vessel“ gibt einen umfassenden Überblick über die zeitgenössische Keramikkunst. Die von Leonie Mir kuratierte Gruppenausstellung skizziert die Entwicklung von keramischen Formen, von scheinbar für den Gebrauch bestimmten Gegenständen bis hin zu außergewöhnlichen Gefäßen, die menschliche Gefühle beherbergen und aufbewahren können. Innovative Pionierinnen und Pioniere keramischer Medien und dynamische zeitgenössische Kunstschaffende präsentieren hier auf beeindruckende Weise Könnerschaft und Kreativität.

Erstmalig in der Keramikstadt Gmunden zu sehen sind herausragende Arbeiten von: 

Edmund de Waal 

* 1964 in Nottingham, UK; 

Lebt und arbeitet in London, UK

Edmund de Waal ist ein zeitgenössischer britischer Künstler, Töpfermeister und Autor. Er ist bekannt für seine großformatigen Installationen von Porzellangefäßen, die oft als Auseinandersetzung mit Sammlungen und Archiven oder der Geschichte eines bestimmten Ortes entstehen. In seinen Arbeiten beschäftigt sich Edmund de Waal unter anderem mit der visuellen Poesie des Sammelns und Archivierens. Der als außergewöhnlicher Keramiker anerkannte de Waal modelliert kleine, einzigartige Gefäße, welche die Grundelemente seiner Installationen bilden. Seine sorgfältig komponierten Vitrinen präsentieren lyrische Erzählungen, die zu einem subtilen Dialog zwischen Tradition und Moderne, Minimalismus und architektonischer Struktur führen. Interpunktiert durch Konzepte von Wiederholung und Rhythmus, beruhen die Werke auf der Leidenschaft des Künstlers für Literatur, Musik und meditative Kontemplation.

Edmund de Waal, Once is as good as never, 2016 © Courtesy the artist and Galerie Max Hetzler Berlin, Paris, London, Marfa

Kazunori Hamana 

* 1969 in Osaka, JP; 

Lebt und arbeitet in Chiba, JP

„Ton ist etwas Natürliches; er verändert sich. Ich möchte nicht gegen die Natur kämpfen, deshalb folge ich ihr.“ Der japanische Künstler schöpft aus den alten Traditionen der Glasuren und Farbgebung. Er fertigt große und zarte Gefäße aus Naturton, der aus der Präfektur Shiga in Japan stammt. Inspiriert von den traditionellen japanischen Tsubo, funktionalen Tonkrügen, die bis in prähistorische Zeiten zurückreichen, kreiert er jede Skulptur von Hand und nutzt dabei Improvisation und Experimentierfreude. Hamana verwendet eine langsame und graduelle Arbeitsweise, die den Rhythmus seines täglichen Lebens in seiner ländlichen Umgebung widerspiegelt. Nachdem die Töpfe gebrannt sind, stellt er sie vor sein Atelier, wo sie den Eindrücken der sich ändernden Jahreszeiten ausgesetzt sind. 

Kazunori Hamana, Tsubo (NA), 2021 © Courtesy the artist and Pierre Marie Giraud, Brussels

Roger Herman 

* 1947 in Saarbrücken, D; 

Lebt und arbeitet in Los Angeles, US

Roger Herman arbeitet intuitiv mit Ton, beginnt aber im Allgemeinen mit auf der Töpferscheibe gedrehten Formen, die dann gestapelt, geschnitten, verändert und ausgeschmückt werden. Die oft mit hellen Unterglasurfarben im Kontrast zu dunklen, glänzenden Glasuren gestalteten Gefäße reichen von kleinen, handlichen tassen- oder schalenartigen Stücken bis hin zu massiven Vasen, urnenähnlichen Gefäßen und großen Tabletts. 

Roger Herman, Yellow Orange Blue, 2019 © Courtesy the artist and Sorry We´re Closed, Brussels

Jeremy 

* 1996 in Genf, CH, 

Lebt und arbeitet in Berlin, DE

In seinem Œuvre lotet Jeremy die Grenzen des Körpers aus und erweitert ihn durch Manipulation, Transformation und Verschmelzung. Er erforscht insbesondere die Spannung zwischen Begehren und Ablehnung und will mit seinen Arbeiten auch starke körperliche Reize beim Betrachter auslösen. Obwohl Jeremy in erster Linie in der Malerei arbeitet, geht seine Auffassung vom Körperlichen über die Grenzen der Leinwand hinaus. Der Künstler, der seine Arbeit als einen Prozess des Welt-Erschaffens betrachtet, besiedelt den Raum des Betrachters mit dreidimensionalen Werken, in denen sich Skulptur, Malerei und Design überschneiden. 

Jeremy, Vessel, 2024 © Courtesy Peres Projects

Pei-Hsuan Wang 

* 1987 in Hsinchu, TW; 

Lebt und arbeitet in Gent, BE

Durch die medienübergreifender Formen wie Video, Skulptur, Zeichnung und Installation setzt sich Pei-Hsuan Wang mit persönlicher Instabilität im Spannungsfeld zwischen Ost und West auseinander, zwei kulturellen und geografischen Dimensionen, die ihre Heranbildung geprägt haben. Ausgehend von Trauma, Erinnerung, Familiengeschichte und Sehnsucht erforscht Wang in ihrer Arbeit die Verletzlichkeiten, Widersprüche und die Schönheit, die der Identitätsbildung einer asiatischen Frau in der Diaspora innewohnen. In ihrem jüngsten Werk stellt sie ethnische und kulturelle Hybridität neben verschiedenen Archetypen aus Mythen und Natur vor. 

Pei-Hsuan Wang, Sarcophagus III, 2021 © Courtesy the artist and Ballon Rouge, Brussels

Shahpour Pouyan 

* 1979 in Isfahan, IR; 

Lebt und arbeitet in London, UK

Shahpour Pouyans Installation „My place is the placeless“, die 2022 in der Hayward Gallery in London gezeigt wurde und von seiner eigenen Herkunft inspiriert ist, präsentiert 33 Keramikskulpturen, die bedeutende Kuppeln aus seiner ursprünglichen Heimat darstellen. Durch eine Foucaultsche Methode taucht der Künstler in die kulturellen und imperialen Einflüsse ein, die diese architektonischen Symbole prägen. Pouyans bewusster Einsatz von unterschiedlichem Ton und Glasur verleiht jedem Stück Einzigartigkeit und Komplexität und unterbricht traditionelle Vorstellungen von Reinheit. Fünf ikonische Kuppeln wurden ausgewählt, um das Projekt in einem kleineren Rahmen für diese Ausstellung zu repräsentieren.

Shapour Pouyan, My place is the placeless, 2022 © Courtesy the artist

Yeesookyung 

* 1963 in Seoul, KR; 

Lebt und arbeitet in Seoul, KR

Die koreanische Künstlerin hat das Spektrum ihres Werks stetig erweitert, unter anderem um Installationen, Skulpturen, Performances, Videokunst, Malerei und Zeichnungen, die auf einer ausgeprägten erzählerischen Fantasie beruhen. Sie hat ihre eigene Kunstwelt geschaffen und stellt dabei grundlegende Fragen zu Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod, Realität und Unwirklichkeit, zu Weltlichem und Heiligem, Individuellen und Anderen, Gesellschaft und Systemen sowie Kulturen verschiedener Länder. 

Yeesookyung, Translated Vase, 2020 © Courtesy the artist and MASSIMODECARLO

All about the Vessel

Verein zur Förderung europäischer
Keramikkünstler

KUNSTHAUS BLAUE BUTTER, 

Kunstquartier Stadtgarten Gmunden, 
Johann Tagwerkerstraße 8-12, 
4810 Gmunden

Dauer der Ausstellung 04.05 – 16.06.2024

Öffnungszeiten Mi – So 13 – 19 Uhr 

Eintritt 6 €, Kulturcardbesitzer 4 €, Kinder 2 €

kR auf Facebook