Zum Abschluss unserer Serie über Keramiker und Kachelmacher besuchten wir den in Stoob ausgebildeten Keramiker, Fliesen- und Hafnermeister BIM Wolfgang Ivancsics in seinem Betrieb im burgenländischen Ollersdorf.
Der junge Stoob-Absolvent war1980 gerade ins Arbeitsleben als Keramiker in Stoob eingestiegen, da fiel im beruflichen Umfeld ein Satz, der alles verändern sollte. Jemand sagte:“Ich suche wen, der Kacheln macht“. Wolfgang Ivancsics reagierte blitzschnell, fast über Nacht machte er sich selbständig. Dazu konnte er das von den Großeltern erbaute Haus an der Hauptstrasse in Ollersdorf als Firmensitz nutzen. Vordem war es eine kleine Landwirtschaft: „Die ersten Kacheln habe ich damals noch im Schweinestall gefertigt,“ erzählt er schmunzelnd. Heute macht er Ofenkacheln nicht nur für eigene Projekte, sonder auch für einige Hafnerkollegen.
Das „Schaufenster“
Nach und nach wurde das Gebäude ausgebaut und adaptiert. Heute befinden sich im Ober- und Untergeschoß des modernen Anbaues die weitläufigen Schauräume und Büros. In der Ausstellung kombiniert Wolfgang Ivancsics Kachelöfen und Fliesen auf geschickte Weise, so dass den Kunden möglichst viele Anwendungsmöglichkeiten vor Augen geführt werden. Auch Gebrauchskeramik aus eigener Fertigung wird präsentiert, vom Weinkühler über Dekorgegenstände bis zur Blumenvase beleben diese Stücke die gesamte Ausstellung.
Das Herzstück
Durch eine Verbindungstür im ersten Stock gelangt man in den ursprünglichen Teil des Hauses, der heute das pulsierende Herz des Betriebes beinhaltet: Die Werkstatt. Dicht an dicht stehen hier die Regale mit unzähligen Formen bereit um jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Gebrannt wird mit fünf Strom betriebenen Brennöfen, die in Reih und Glied an der hinteren Längswand stehen. Dazu kommt der ziemlich platzgreifende Tonschneider, eine riesige Glasurauswahl und eine Krananlage, welche das schwere Material vom Lieferbereich im Erdgeschoß in den ersten Stock hinaufhievt.
Auch rote und weiße Tonpackungen liegen säuberlich aufgeschichtet bereit. Der rote Ton wird für Naturkeramik-Kacheln verwendet, während weißer Ton von Vorteil für helle Glasuren ist. Apropos Glasuren: Diese werden fertig gekauft und jeweils exakt nach Kundenwunsch abgetönt.
Die Mitte der großen Werkstatt beherrscht ein stattlicher uralter Kachelofen – da der Raum ursprünglich aus zwei Zimmern bestand, ist er auf einer Seite mit grünen, auf der anderen mit weißen Kacheln bekleidet. „Heizen müssen wir ihn aber nur, wenns wirklich klirrend kalt ist,“ so Ivancsics „normalerweise ist es in der Werkstatt immer recht schön warm“. Angrenzend ist ein eigenes kleines Atelier den Arbeiten an der Drehscheibe vorbehalten.
Immer etwas Neues
Die Ausstellung wird regelmäßigen Updates unterzogen und jedes Jahr kommt etwas Neues dazu. Die zahlreichen Kachelöfen die gezeigt werden, sind alle mit Ofenkacheln aus der eigenen Werkstatt bestückt. Seit einiger Zeit gehören auch Raku-Kacheln zum Sortiment – gebrannt werden sie in einem eigens dafür vorgesehenen Bereich im Hof. Verkaufsgespräche finden „immer auf diesen gemütlichen Sofas vor einem prasselnden Feuer statt“, sagt Wolfgang Ivancsics und weist in den nächsten Raum, wo man sich am liebsten gleich vors Feuer setzen möchte… dass solche Gespräche erfolgreich sind, versteht sich von selbst.
Ivancsics: „Als erstes finde ich im Beratungsgespräch heraus, was der Kunde braucht. Möchte er nur Feuer schauen? Oder steht der Heizzweck im Vordergrund? Meist ist ein Kachelofen mit Fenster besser als ein Heizkamin, einen hohen Kachelanteil empfehle ich in jedem Fall gleich mit – die Kacheln dafür werden dann von uns individuell nach Wunsch gefertigt. Eine schöne Handzeichnung ist eine Leidenschaft von mir und gehört natürlich auch dazu, da sie dem Kunden nicht nur unmittelbar seine künftige Anlage visualisiert, sondern auch die Kompetenz des Hafners unterstreicht.“
Robuste Auftragslage
Die aktuelle Auftragslage beschreibt Wolfgang Ivancsics als durchaus robust: „Wir spüren die Krise nicht, fast habe ich das Gefühl, das Motto lautet heuer ‚Kachelofen statt Kreuzfahrt‘. Viele Menschen erfüllen sich jetzt einen lang gehegten Wunsch und investieren in Heim und Garten. In diesem Sinne kann unsere Branche durchaus als Gewinner aus der Krise hervorgehen. Ein besonders großes Interesse bemerke ich seit längerer Zeit am Brot- und Pizzabacken im eigenen Holzbackofen – vom Schweinsbratl und anderen Köstlichkeiten ganz zu schweigen. Als Resultat setzen wir vermehrt Holzherde im Innenbereich und Holzbacköfen draußen – oft in Outdoorküchen, die gerade sehr im Trend liegen.“
Doch nicht jeder beherrscht die Kunst des Brotbackens. Daher bietet Ivancsics mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Frau Gabi sehr beliebte Brotbackkurse an, komplett mit allem Drum und Dran. Die nötigen Gerätschaften vom Schuber bis zum Pizzastein kann man gleich vor Ort erstehen. Für Kunden, die einen Brotbackofen bestellen, kommt das ganze Paket inklusive geeigneter Pfannen gratis dazu.
Blick in die Zukunft
Die Vollzeitarbeit will Wolfgang Ivancsics in den nächsten paar Jahren deutlich zurückschrauben – der Fortbestand des Betriebes ist jedoch bereits gesichert: Sohn Richard wird zu gegebener Zeit in die Firma wechseln. Der junge Hafnermeister ist derzeit noch an anderer Stelle tätig.
Text + Fotos: Redaktion