Alles Grau? – Schau genau!

Gleich zu Jahresbeginn zeigten die spanischen Fliesenproduzenten auf und bezeugten auf der CEVISAMA eindrucksvoll ihr großes technisches Können und ihre Kreativität.

Wer sich durch die vorherrschende Farbe Grau in den Fliesenprogrammen nicht abschrecken ließ, bekam in Valencia eine geballte Ladung an innovativen Ideen zu sehen. Man musste nur genau hinschauen! Doch eins nach dem anderen…

Investition in Forschung 

Harte Arbeit und konsequente Messepräsenz, nicht nur im heimischen Valencia sondern auch in Bologna, haben sich gelohnt. Die spanische Fliese erregt Aufsehen und zieht zunehmend internationales Interesse auf sich – man hat sich endgültig von den Italienern emanzipiert. Die Spanier haben sich zu Innovationstreibern entwickelt und vielfach die Italiener überflügelt. Zu verdanken ist das nicht zuletzt den Investitionen des spanischen Verbandes: Forschungskooperationen mit namhaften Universitäten wie Harvard, der TU Darmstadt und nicht zuletzt der TU Graz zeitigen beeindruckende technische Resultate, welche die Spanier erfolgreich in ihre Herstellungsprozesse einfließen lassen.

Technische Innovationen

Bemerkbar macht sich dies in innovativen Oberflächen, Strukturen und Glasuren. Letztere werden immer weiter optimiert um ganz spezielle Oberflächen zu erzielen. Erreicht werden diese Effekte unter anderem durch den Auftrag von Metallicgranulaten und durch das heuer sehr aktuelle Lappato Anpolieren. Längst hat auch der Ruf nach Nachhaltigkeit die Fliesenindustrie erreicht, was sich durch optimierte Produktionsmaschinen (Abfallminimierung!) und Wärmewiederaufbereitung ausdrückt. Technische Fortschritte ermöglichen weiters die Modellierung durch mathematische Berechnungen und der 3-D Druck erleichtert die Herstellung von Prototypen.

Verfeinertes Material

Wie viele Hersteller betonten, arbeitet man ständig an der Verfeinerung der Materialien. So wird an der Wand zum Beispiel jetzt vermehrt ein verbessertes Steingut eingesetzt. Im Gegensatz zum vielseitigen und widerstandsfähigen – aber eben steinharten – Feinsteinzeug ist es leichter zu bearbeiten. Dieses technologisch aufgerüstete Steingutmaterial macht in Kombination mit high-tec Produktionsprozessen auch neue Glasuren möglich.

Das ist In

Die Farbe Grau und gedeckte Naturtöne beherrschten das Erscheinungsbild der Fliesenstände. Doch Grau ist nicht gleich Grau: Um eine größere Dynamik, Farbtiefe und Intensität dieser Schattierung zu erzielen, werden bis zu 20 (!) Farbaufträge durchgeführt. Wobei der Digitaldruck jedes erdenkliche Design ermöglicht. Beliebt sind zum Beispiel erhabene Äderungen, sei es in Metallic-Optik oder geometrischen Endlosdesigns. Auch verspieltere Musterungen mit Blütenzeichnung wurden gezeigt. Beim Messerundgang fiel uns neben einer ausgeprägten Dekorationsfreude auch ein Trend zu 3-D Optiken auf, mit denen Bewegung in die Fliese gebracht wird.

Und: Terrazzo ist gekommen um zu bleiben. Man spielt mit dieser Optik in allen erdenklichen Varianten und Formaten, von grobkörniger bis feinster Anmutung – immer gerne in Grau-Variationen. Oft gesehen und sehr chic: Das neue Format 120 x 120, das laut Herstellern sehr gut angenommen wird.

Wichtig ist auch das Thema einer einheitlichen keramischen Gestaltung für Wand (neu: Steingut) und Boden (Feinsteinzeug) und darüber hinaus in den Außenbereich (dort mit 2 cm Platten).

Es wurde viel technisches Feinsteinzeug für Architekturanwendungen präsentiert. Darunter neben Beton- und Natursteinoptiken auch keramischer Marmor mit ausgeprägten gelusterten Äderungen, die durch Teilpolierung erreicht werden.

Großformate bleiben generell wichtig. Gezeigt wurden XXL-Größen, aus denen nach Bedarf kleinere Wunschformate geschnitten werden können. Überhaupt gibt es eine große Formatvielfalt. In der Küchengestaltung haben Riesenformate Vorrang. Sauber verlegt, erzielt man damit eindrucksvolle Optiken.

Doppelt polierte Oberflächen (Doppeltes Lappato) sind eine schöne Ergänzung: Durch einen doppelten Schleifvorgang können mit unglasierten Fliesen facettenreiche Hochglanzoberflächen realisiert werden.

Das ist Out

Keramisches Holz ist zwar noch immer relevant, hat aber seinen Höhepunkt überschritten. Das Optimum bei der Imitation dieses Materials ist bereits erreicht. Nun wird nur noch mit kleinen Adjustierungen in der Reliefierung und gefinkelten Glasuren gespielt. Ähnliches gilt für Vintage/shabby chic. Eine gewisse Überfütterung gibt es mittlerweile bei den Zementfliesen, die in vielen Kollektionen zu finden sind, an deren Optik man sich jedoch sattgesehen hat.

Fazit

Nach der durch die wirtschaftlichen Umstände erzwungenen Marktbereinigung der letzten Jahre konzentrieren sich die spanischen Fliesenproduzenten auf solide, verkaufbare Kollektionen, die aber zugleich ein starkes technisches Update erfahren haben. Die Unternehmen rittern mit ausgeklügelten Innovationen und attraktiven Designideen um Alleinstellungsmerkmale – und haben damit den italienischen Herstellern vielfach den Rang abgelaufen. Mein Tipp: Eine Reise zur CEVISAMA lohnt sich!

Wir haben in Valencia das aktuelle Fliesensortiment gesichtet und gesiebt. Alle Fotos finden Sie auf Facebook, www.fb.me/Keramische Rundschau. Bitte schauen Sie sich das an!

 

 

 

 

kR auf Facebook